Der Begriff „Fatigue“ kommt aus dem Französischen und kann mit „Müdigkeit“ oder „Erschöpfung“ übersetzt werden. Als medizinischer Begriff beschreibt er einen krankhaften Zustand der Erschöpfung, die unverhältnismäßig stark gemessen an dem Ausmaß der vorausgegangenen Aktivitäten ist: Nach einer Anstrengung ist man stärker erschöpft als ein gesunder Mensch, und auch die Erholung kann länger dauern und unvollständiger sein. Die Erschöpfung kann alle Ebenen betreffen: die körperliche, die mentale und die seelische.
Unabhängig von der Ursache gibt es typische Symptome der Fatigue. Hierzu gehören die Zustandsverschlechterung nach Anstrengung, anfallartig eintretende Müdigkeit und Schwäche, Benommenheit („Gehirnnebel“) ebenso wie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen.
Fatigue wird als neurologische Diagnose angesehen. Sie kann sich aufgrund unterschiedlicher Erkrankungen entwickeln. Beispielsweise gibt es die „Tumor-Fatigue“, die chronische Erschöpfung im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung. Sie ist durch die Erkrankung selbst, aber auch durch die für den Körper oft sehr anstrengenden Therapien bedingt. Fatigue als mögliche Langzeitfolge einer Corona-Infektion („Long Covid“) betrifft weltweit eine große Zahl von Menschen. Hier ist die Ursache eine Virusinfektion. Solche Fatigue-Zustände sind bereits länger als Folge von anderen Infektionen bekannt, wie z.B. dem Pfeifferschem Drüsenfieber. Aus einer solchen post-viralen Fatigue kann sich das Chronische Fatigue-Syndrom entwickeln („ME/CFS“). Bei diesem eigenständigen Krankheitsbild kann die chronische Erschöpfung extrem sein, und es kommen weitere körperliche Symptome wie beispielsweise Schmerzen und Infektanfälligkeit hinzu.
Die „Chronische Fatigue“ ist eine weitere Form. Sie kann als Begleiterkrankung bei vielen chronisch-entzündlichen bzw. Autoimmunerkrankungen auftreten und ist eine mögliche typische Folge von Sarkoidose. Auch bei Multipler Sklerose oder rheumatischen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis ist sie sehr häufig.
Die Mechanismen der Entstehung von Fatigue sind in der Medizin noch unklar. Man nimmt Zusammenhänge mit dem Entzündungsgeschehen, eine überschießende Immunantwort und andere Einflussfaktoren an. Wissenschaftliche Untersuchungen, um die chronische Fatigue bei Sarkoidose verstehen, basieren meist auf geringen Fallzahlen, da die Sarkoidose zu den seltenen Erkrankungen gehört. Jedoch ist das Verständnis über Fatigue im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen hilfreich, sowohl hinsichtlich der Entstehung, der Symptomatik als auch der Behandlung. Der Blick über den „Tellerrand“ kann sich also lohnen. Die sich aktuell entwickelnden Erkenntnisse über Long Covid und entsprechende Behandlungstipps können demnach auch hilfreich für Sarkoidose-Betroffene mit Fatigue sein.