Die aktuellen Behandlungslinien der European Lung Foundation (Dezember 2021) geben folgende Antwort dazu:

  • Erster Behandlungsvorschlag ist ein 6- bis 12-wöchiges Lungen-Rehabilitationsprogramm und/oder Atemmuskeltraining.
  • Erst wenn dies keine Verbesserung bringt, wird ein 8-wöchiger Medikamentenversuch mit Methylphenidat (Handelsname z.B. Ritalin) oder Armodafinil empfohlen. Dabei soll die Verträglichkeit und Wirkung des eingesetzten Medikaments getestet werden.

Beide Therapievorschläge sind mit der Einschränkung „Bedingte Empfehlung, geringe Evidenzqualität“ versehen. Da die Anzahl der validierten Studien zur chronischen Fatigue bei Sarkoidose und die jeweilige Anzahl der Studienteilnehmer gering sind, gibt es keine ausreichend repräsentativen Studienergebnisse, um eindeutige Aussagen zum Nutzen dieser Behandlungen treffen zu können.

Interessanterweise kommt eine Studie zur medikamentösen Behandlung von chronischer Fatigue bei Multipler Sklerose (2021), zu ähnlichen Ergebnissen. Darin zeigte sich, dass keines der untersuchten Medikamente Amantadin, Modafinil und Methylphenidat im Vergleich zu einem Scheinmedikament einen signifikanten Nutzen zur Verbesserung der Fatigue hatte. Aus diesem Grund – und auch wegen der festgestellten Nebenwirkungen der Medikamente – konnten sie nicht zur Behandlung der Fatigue empfohlen werden.

Die genannten Arzneimittel werden „Off-Label“ bei Fatigue eingesetzt, d.h. außerhalb der zugelassenen Anwendungsgebiete, jedoch auf der Grundlage von Behandlungsleitlinien oder anerkannten Empfehlungen. D-Methylphenidat ist ein Medikament zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) und der Narkolepsie („Schlafsucht“). Modafinil wird bei Narkolepsie gegen die starke Schläfrigkeit eingesetzt. Die damit verwandte Substanz Armodafinil ist in Europa bisher nicht zugelassen. Amantadin ist ein antiviraler Wirkstoff, der bei Virusgrippe eingesetzt wird. Daneben ist es für die Parkinson-Krankheit zugelassen, da es auch auf das zentrale Nervensystem wirkt und das typische Zittern reduzieren soll. Alle genannten Präparate haben eine Vielzahl von Gegenanzeigen, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Deshalb ist bei ihrer Anwendung eine ständige ärztliche Kontrolle wichtig.

Da der Einsatz der vorgeschlagenen Medikamente in den ELF-Leitlinien erst als zweite Behandlungsoption beschrieben wird und auch nicht ohne Risiken ist, bleibt als wichtigste Maßnahme im Umgang mit Fatigue die Selbsthilfe zur Verringerung der Symptome:

  • Ein angepasster Lebensstil: Die eigenen Grenzen erkennen und den Alltag danach ausrichten (Aktivitätsmanagement und schonender Umgang mit den eigenen Ressourcen)
  • Ein an die aktuelle Leistungsfähigkeit angepasstes Bewegungsprogramm sowie Achtsamkeitstraining und Entspannungsmaßnahmen.